Christian Schiansky (63) ist Wohnparkbewohner und war drei Jahrzehnte in leitenden Funktionen in Krankenhäusern der Stadt Wien tätig – unter anderem auch im Krisenstab. Das Thema ist ihm daher nach wie vor ein großes Anliegen, das er an uns herangetragen hat, um mit Hinweisen und Tipps die Mieterschaft zu sensibilisieren. Vielen Dank!
Der 1. Teil dieses Gastbeitrags Blackout, Folgen & Tipps hat im April 2021 Informationen zum Erkennen eines Blackouts, Notfallskommunikation, Vorgehen bei Notfällen (Brände, Unfälle, …) und zur Medikamentenbeschaffungen geliefert. Diesmal beschäftigen wir uns mit den Themen Geräte außer Betrieb nehmen, Notfallvorrat und Kochen.
Vorweg zur Erinnerung: Die allgemeine Infrastruktur des Wohnparks ist sehr gut vorbereitet. Der Tank der Dieselaggregate zur Notstromerzeugung ist im Normalfall immer zu 3/4 gefüllt und kann damit den Betrieb für ca. 48 Std. aufrecht erhalten. Versorgt werden 1 Aufzug/Lifthalle, Wasserversorgung, Heizung, Notlicht, Sprechanlage, Zutrittskontrolle, Gebäudeleittechnik, Brandmeldeanlage usw. – nicht jedoch unsere Wohnungen!
Nach Ausfall der Dieselaggregate – beispielsweise weil Dieselnachschub nicht rechtzeitig eintrifft – werden folgende Anlagen noch mit einer akkubetriebenen USV-Anlage für die angegebene Dauer versorgt: Brandmeldeanlage (36 Std.), Sicherheitsbeleuchtung (1 Std.), Sprechanlage, Zutrittskontrolle, Gebäudeleittechnik (3 Std.)
Weitere Informationen zum richtigen Verhalten und zur Notstomversorgung finden Sie auch in der MBR-Info „Stromausfall im Wohnpark“
1. Welche Stromverbraucher sollte ich bei einem Blackout abschalten?
Bei einem Blackout, sollten Sie nur Tiefkühler, Kühlschrank und ein einziges Licht in der gesamten Wohnung eingeschaltet lassen! Schalten Sie jedenfalls die Waschmaschine, Trockner, Staubsauger, Kaffeemaschine, PC, Drucker und die restliche Beleuchtung ab.
Das hat den Sinn, dass es zu keiner erneuten Überlastung kommt, sobald die Stromversorgung wieder ihren Betrieb aufnimmt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das Stromnetz gleich wieder zusammenbricht.
Erst wenn die Versorgung wieder eine Weile läuft, kann man dann die Geräte je nach Bedarf nach und nach wieder einschalten. Am besten nachdem man sich im Radio (Ö1 bzw. Ö3) über die Situation informiert hat!
2. Wozu sollte man Vorräte anlegen?
Gehen Sie davon aus, dass ohne Kassen, Lager-EDV, Kühlsysteme, funktionierende Lieferketten etc. das Einkaufen praktisch nicht möglich sein wird.
Mit etwas Glück bleiben vielleicht ganz wenige Möglichkeiten – wie etwa die Marktstände im Kaufpark am Freitag Vormittag. Dort wird man – wie auch schon jetzt – Bargeld benötigen, dass Sie allerdings kaum noch von den voraussichtlich geschlossenen Banken oder ausgefallenen Bankomaten erhalten werden. Ebenso werden ohne Strom (= kein Internet!) auch keine Onlinebestellungen/-zahlungen mehr möglich sein!
3. Für welche Dauer soll ein Notvorrat ausgelegt sein?
Alle Einrichtungen, die sich mit dem Thema befassen, empfehlen Vorräte für mindestens 14 Tage anzulegen!
4. Für wen soll der Notvorrat sein?
- Erwachsene in Ihrem Haushalt
- Kinder im Haushalt (Kleinkinder und Babies speziell beachten)
- Haustiere
- ggf. andere Menschen, die Sie regelmäßig betreuen, falls diese nicht selbst Vorräte anlegen können
5. Welche Bereiche sollte ein Notvorrat abdecken?
- Getränke/Wasser
- Lebensmittel
- Medikamente (Dauermedikation, Verbände etc.)
- Hygieneartikel (WC, Körperhygiene, Haushalts- und Wäschereiniger)
- Energie (Treibstoff, Brennstoff z.B. zum Kochen, Batterien z.B. für Licht, Radio, Handy-Powerbank)
- Sonstiges (Kleidung, Bargeld, Lesestoff, Spiele etc.)
Beachten Sie die spezielle Wichtigkeit der Kleidung bei einem Blackout im Winter. Die Beheizung unserer Wohnungen wird zwar aufgrund der Notstromversorgung voraussichtlich für ca. 48 Std. möglich sein. Sollten die Dieselaggregate aber nicht in diesem Zeitraum betankt werden können, ist ein Betrieb der Heizungsanlagen mangels Strom für Pumpen etc. darüberhinaus nicht mehr möglich.
Zu den obigen Punkten fallen Ihnen wahrscheinlich selbst noch weitere ein. Sie sollten sich Gedanken machen und eine Liste zusammenstellen, was Ihnen notwendig und sinnvoll erscheint.
Bezüglich Beleuchtung ist von Kerzen (besonders, wenn diese längere Zeit unbeaufsichtigt brennen (z.B. kurze Abwesenheit, Einschlafgefahr oder in Kinderzimmern) abzusehen. Gerade bei einem Blackout ist die zusätzliche Gefahr eines Brandes unbedingt zu vermeiden!
6. Was gilt es bei Mobilität/Treibstoffen zu beachten?
Achten Sie, dass der Tank Ihres Fahrzeugs möglichst voll ist, da auch Tankstellen ohne Strom den Betrieb einstellen müssen. Bewahren Sie Treibstoffe nur in Blechkanistern direkt im Fahrzeug auf und keinesfalls in der Wohnung oder im Keller, wo das sogar z.T. behördlich untersagt ist.
Die Brandabschnittstüren in unseren Garagen werden genauso wie andere unerlässliche Bestandteile der Haustechnik für mind. 2 Tage durch Dieselaggregate mit Strom versorgt. Sollte diese elektrische Versorgung allerdings mangels einer Nachbetankung der Notstromversorgung nicht mehr möglich sein, werden die Türen automatisch genauso wie in einem Brandfall geschlossen. Bringen Sie Ihr Fahrzeug daher ggf. in diesen zwei Tagen ins Freie, da das anschließend aufgrund geschlossener Brandschutztüren nicht mehr möglich sein könnte.
Mitunter werden Sie weitere Wege erledigen müssen und die Öffis könnten ohne Strom lahmgelegt sein. Ein funktionierendes Fahrrad wäre dann für „Mittelstrecken“ mitunter ein guter Plan B – auch für Haushalte mit KFZ!
7. Was gilt es bei Medikamenten zu beachten?
Wie bereits in Teil 1 angemerkt, ist es sinnvoll, dieses Thema mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin und der Apotheke zu besprechen. Vergessen Sie auch nicht auf eine kleine allgemeine Hausapotheke (Schmerzstillung, Fiebersenkung, Augentropfen, Mittel gegen Durchfall und/oder Übelkeit, Krampflösung, Allergiemittel, Insektenstiche, Wund- und Brandsalbe, diverse Verbände und Pflaster – Ihre Apotheke wird Sie dabei sicher gerne beraten! Bitte auch an Kleinkinder und Babys denken – auch Haustiere benötigen manchmal Medikamente!
8. Was gilt es bei Hygiene zu beachten?
WC-Papier, Feuchttücher, Desinfektionsmittel etc. sind ja selbstverständlich. Für die Wäschereinigung gibt es sogenannte Handwaschmittel („Rei in der Tube“ oder Ähnliches) womit Sie mit warmen Wasser im Handwaschbecken oder in der Badewanne Ihre Wäsche auch ohne Waschmaschine reinigen können. Um im Notfall gerüstet zu sein, sollten Sie auch in „guten Zeiten“ regelmäßig Ihre Wäsche waschen, damit Sie gegebenenfalls ausreichend saubere Wäsche zu Verfügung haben!
9. Was ist bei Getränken/Wasser zu beachten?
Folgende Vorräte sollten Sie pro Person und Woche anlegen:
- Mineralwasser
- Tee und Kaffee
- ggf. Wasserentkeimungstabletten (z.B. https://www.zivilschutz-shop.at/)
- Befüllen Sie z.B. ihre Badewanne mit Wasser, solange die Wasserversorgung und die Drucksteigerungsanlagen in Betrieb sind.
Beachten Sie, dass die Wasserversorgung der oberen Stockwerke von Drucksteigerungsanlagen und damit bei einem Blackout von der Stromversorgung durch unsere Dieselaggregate abhängig ist. Ein Betrieb ist damit für ca. 48 Std. sichergestellt. Sollte in diesem Zeitraum keine Betankung mit Diesel möglich oder der Blackout beendet sein, müssen zumindest höher gelegene Haushalte ohne Wasser auskommen. Neben dem Trinken, betrifft das dann auch die Körperhygiene und die WC-Spülung.
10. Was gilt es bei Lebensmitteln zu beachten?
Vom Zivilschutzverband und ähnlichen Einrichtungen werden pro Person u. a. folgende Vorräte für jeweils zwei Wochen empfohlen:
- 0,5 kg Haferflocken
- 2 kg Knäckebrot
- 0,5 kg luftdicht verpacktes Vollkornbrot
- 4 Liter H-Milch, ev. 2 Tuben Kondensmilch
- 0,5 kg Nüsse bzw. Samen
- 0,3 kg Hartkäse
- 1,5 kg Kartoffeln
- 0,5 kg Trockenobst
- 0,5 l Pflanzenöl
- 0,8 kg Honig
- Salz, Kräuter
- Konserven (Fische, Wurst- und Fleischkonserven, Fertiggerichte, Suppen)
- Teigwaren, Reis, Semmelwürfel,
- Paradeismark
- eingelegte Oliven, Gurkerln, Zwiebeln, Knoblauch
- haltbares Streichfett
- Marmeladen
- Zucker, Süßigkeiten etc.
Wenn Sie Haustiere haben, berücksichtigen Sie diese auch in Ihrem Notfallvorrat!
Selbstverständlich muss sich die Zusammenstellung an Ihrem und dem Gusto Ihrer Mitbewohner orientieren – erstellen Sie gemeinsam eine Liste.
Wenn Sie einen entsprechenden Vorrat anlegen, sollten Sie auch ständig die Ablaufdaten im Auge behalten, ältere Produkte zwischendurch verbrauchen und durch neue ergänzen, sodass Sie immer über einen einige Zeit haltbaren 14-Tage-Vorrat verfügen.
Falls Sie über ein Tiefkühlgerät verfügen bedenken Sie bitte, dass die darin gelagerten Lebensmittel (so das Gerät nicht geöffnet wird!) nach 48 Stunden aufzutauen beginnen. Spätestens am dritten Blackout-Tag sollten Sie also damit beginnen, den Inhalt des Gerätes aufzubrauchen!
Die in Ihrem Kühlschrank gelagerten Vorräte halten nicht so lange und sollten daher so bald wie möglich verzehrt werden – achten Sie auf Ablaufdaten und machen Sie jedenfalls eine Blick-(Schimmel) und Riechprobe um gesundheitliche Schäden zu vermeiden!
11. Was ist beim Kochen/Erwärmen ohne Strom zu beachten?
Hier gibt es mehrere Möglichkeiten, wobei alle mit offenem Feuer funktionieren und daher äußerste Vorsicht geboten ist. Ein Brand ist immerhin das letzte, was man in einer Notsituation wie einem Blackout benötigt.
Vorsicht ist aber auch für Ihre eigene Gesundheit beim Kochen mit Feuer geboten, da giftiges Kohlenmonoxid bei der Verbrennung entstehen kann. Lüften Sie daher so viel und so oft wie möglich!
- Notkochstelle des Zivilschutz-shop (https://www.zivilschutz-shop.at/), die mit Brennpaste funktioniert
In dem Shop bekommt man auch noch viele andere sehr hilfreiche Artikel und auch sehr lange haltbare Notfallverpflegung - Gas-Campingkocher (bietet jedes Campinggeschäft oder das Internet – z.B. bei Amazon) Wir haben konkret beim Brandschutzbeauftragten des Wohnparks nachgefragt und uns versichert, dass Gaskartuschen in Haushaltsmengen im Keller gelagert werden dürfen. Immerhin handelt es sich hierbei um einen eigenen Brandabschnitt, der 90 Minuten Brandschutz bietet, sofern keine zu großen Brandlasten gelagert werden. Im Gegensatz zu Gaskartuschen sollten jedoch keine Gasflaschen gelagert werden!
- Fondue-Set – entweder mit Brennpaste oder Brennspiritus (so gut wie überall, wo es Geschirr zu kaufen gib (z.B. auch beim benachbarten Interspar)
Innerhalb von Wohnräumen sollte man keinesfalls Holzkohlegriller verwenden! Auch auf unseren Balkonen/Terrassen kann es damit leicht dazu kommen, dass vom Wind (es genügt schon ein laues Lüftchen!) Funken zu Nachbarn geblasen werden und es dann dort zu einem Brand kommt!
Natürlich ist es angeraten sich für diese Varianten auch ein passendes Kochgeschirr zuzulegen. Vergessen Sie dabei nicht auf Kaffee (früher machte man den mit Glaskannen und passenden Filteraufsätzen) und eventuell an die Notwendigkeit, Babynahrung (Fläschchen !?) zu erwärmen.